Wie konnte es passieren, dass ich das im letzten Herbst zum ersten mal auf deutsch erschienene Buch „ Stoner“  vollständig übersehen habe ?
Es bedurfte einer nachdrücklichen Empfehlung und jetzt haben wir es fast alle gelesen und sind beeindruckt.
Jahrzehntelang war das Buch von John Williams ( veröffentlicht 1965 ) einfach vergessen –und eigentlich passt das auch zu dem unauffälligen Protagonisten, dem der Begriff „ Held“ so gar nicht angemessen ist und dem so Vieles im Leben nicht gelingt.
Von Kindheit an weiß er, was Arbeit und ein hartes Leben bedeutet. Er beginnt ein Studium der Agrarwissenschaft, um die karge Farm seiner Eltern ertragreicher bewirtschaften zu können. Doch es ist ein Shakespeare-Sonett im Pflichtseminar Englisch, das heftig und unerwartet den entscheidenden Funken zündet und von da an gibt die Liebe zur Literatur seinem Leben Richtung  und Erfüllung. Seine akademische Laufbahn als Literaturwissenschaftler bleibt in einer Assistenzprofessur stecken, er führt eine zermürbende Ehe und muss mit ansehen, wie seine Tochter all seiner frühen Fürsorge zum trotz im Ehekrieg benutzt und ihm entfremdet wird. Noch einmal erfährt er eine große Liebe, aber lässt sie vorbeigehen, da er sich den äußeren Zwängen nicht entziehen kann.
Stoner brilliert nicht mit Taten und Erfolgen und sein Leben bleibt unspektakulär. Doch er begleitet seinen Leser ganz lange, unaufdringlich und mit großer menschlicher Würde. Es wäre schade, ihm nicht begegnet zu sein.

Im Hörbuch sehr ruhig und eindringlich gelesen von dem großartigen Schauspieler Burghart Klaußner.