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Buchtipp eines Lesers: "Das übersehene Kind" von Beate Letschert-Grabbe

Es geht der Autorin nicht um das Kind, das man "übersieht" und mit dem Einkaufswagen umrempelt oder das man aus Empathielosigkeit verwahrlosen lässt. Beate Letschert-Grabbe beleuchtet vielmehr das Spannungsfeld der unterschiedlichen kommunikativen Fähigkeiten von Erwachsenen und Kindern: Geleitet von dem Bedürfnis, für das Kind „nur das Beste zu wollen“, senden wir Botschaften aus, mit denen wir oft genau das Gegenteil von dem erreichen, was wir beabsichtigen. Das Kind, noch nicht in der Lage seine Position zu reflektieren und zu artikulieren, reagiert mit einer Handlung, die vom Erwachsenen allzu häufig fehlinterpretiert wird.

 Pädagogisch und psychologisch fundiert beleuchtet die Autorin dieses Konfliktpotenzial sehr anschaulich und unterhaltsam an zahlreichen sehr persönlichen, zum Teil anrührenden Fallbeispielen. Verblüffend für mich ist immer wieder, dass ich in den meisten der geschilderten Alltagssituationen spontan genau den falschen Weg zur Konfliktbewältigung wählen würde. Und ich lese dann erstaunt, welche Konsequenzen meine gut gemeinte Botschaft gehabt hätte, und welche Reaktion die bessere wäre.

 Von zentraler Bedeutung des Buches ist die Beschreibung der Gegensätze: Ermutigung statt Verwöhnung, differenzierte Rückmeldung statt pauschaler Lobhudelei, Erkennen der Perspektive des Kindes statt dirigistischer „erwachsener“ Besserwisserei.

 "Was isses denn nu´ genau für´n Buch?" Eigentlich ein Fachbuch für angehende Lehrkräfte, da viele Konfliktbeispiele und Gesprächsrunden aus dem Schulalltag geschildert werden. Zugleich ist es aber mit seiner Analyse so vieler Situationen des täglichen Lebens empfehlenswert für jeden, der bereit ist, seinen Umgang mit Kindern selbstkritisch zu hinterfragen.

 Wolfgang Malota, Hamburg

 

Wenn 'Super!' zu wenig und Verwöhnen Vernachlässigen ist
Einband: gebundenes Buch
EAN: 9783779960188
21,95 €inkl. MwSt.

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